Warum besonders “nett” sein in deiner Beziehung zu Distanz & Frust führt
Ich habe vor kurzem das Buch “No more Mr Nice Guy gelesen” und ich hatte auch in letzter Zeit mit Paaren Sessions, die sehr gut zu dem Buch und den Themen “nett & positiv sein” passen. Und natürlich kenne ich das aus meiner eigenen Geschichte sehr sehr gut.
“Wenn ich nur nett genug bin, aufmerksam mich um die Bedürfnisse der anderen kümmere, dann werde ich geliebt, gemocht und stelle eine gute Beziehung sicher”.
Das ist meine alte unbewusste Strategie, um Beziehungen zu sichern und um unbewusst Reibung und Konflikte zu vermeiden. Ich habe die meiste Zeit meines Lebens damit verbracht, Konflikte und Reibung zu vermeiden, gerade in Beziehungen. Und das hat leider dazu geführt, dass ich mich innerlich angestrengt habe, ich sehr damit beschäftigt war, mein Gegenüber abzuschätzen und mich anzupassen und “das Richtige” zu sagen.
Und das führte leider unweigerlich dazu, dass meine Verbindungen unsicher waren und ich mich nicht nah Gefühlt habe. Ich habe früher auch öfter mal gehört, dass ich nicht greifbar bin. Und letztendlich habe ich mich alleine gefühlt und Beziehungen sind an vergrabenen Konflikten gescheitert.
Kommt dir bekannt vor?
Den “Mr Nice Guy” und Pleaser treffe ich öfter bei Männern als bei Frauen und warum das so ist, erklärt das oben erwähnte Buch sehr gut und nachvollziehbar. Es ist einfach eine alte Überlebensstrategie, die leider noch viele Bereiche dominiert, vor allem Beziehungen
Vor kurzem habe ich einem Paar eine Session gegeben und was rauskam, in der Essenz war, dass die Frau sehr frustriert und verzweifelt darüber war, dass ihr Partner für sie einfach nicht greifbar war und sie keinen Gegenüber hatte oftmals.
Selbst wenn es darum ging, dass sie die Beziehung vielleicht beenden wird aufgrund der vagen Reaktionen des Partners, blieb der Mann ausweichen, nett, erklärend und am Managen der Situation. Vor meinen Augen entfaltete sich der “nette” Ablenkungsmechanusmus. Ausweichende Erklärungen, ein nettes Gesicht und keine verletzliche Reaktion.
Sie war so richtig sauer und frustriert und natürlich traurig. Und verletzt. Von da ist der Weg nicht weit in die Geschichte, dass der Partner sie nicht ernst nimmt, nicht hört und nicht auf die eingeht.
Das finde ich echt traurig und ich kenne das nur zu gut, auch von mir selbst.
Je weniger du aus deinem Innenleben zeigst und bei schwierigen Situationen in ein Ausweichen und “nett sein” abdriftest statt echten Kontakt zu erlauben und dich für Momente den unangenehmen Empfindungen aussetzt, die mit einem Konflikt aufkommen, umso frustrierter wird dein Gegenüber.
Blöderweise greift dann meistens die “ich muss das jetzt managen” Taktik noch umso stärker, was zu noch mehr Frust auf der anderen Seite führt.
Wenn du Bock hast auf Freundschaften und Beziehungen, die in die Tiefe gehen, führt kein Weg daran vorbei, deinen Pleaser und Vermeiden zu Seite zu legen und dich zuzumuten mit dem, was echt und wahr ist.
Aius meiner Erfahrung kann ich sagen, dass bei vielen “netten” die Ruhe und Ausgeglichenheit einfach nicht echt ist und dahinter Angst und innere Unruhe stecken. Angst vor Ablehnung und Angst vor Konflikt und Reibung.
Und genau da ist aber der Schlüssel zu einer lebendigen, echten und tiefen Beziehung. Da steckt die Lebensenergie.
Es lohnt sich sehr, bei dir etwas genauer hinzusehen und nicht mehr so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Die Verbindung entsteht an den Stellen, an denen du durchlässt, was wirklich los ist. Genau da passiert die Magie - das ist vielleicht unbequem, aber mit weniger Mühe und Anstrengung verbunden.